Wie wir Walhai Forschung auf den Malediven unterstützt haben
Wie kamen wir dazu?
Seitdem wir das erste Mal Tauchen waren, ist das Meer für uns zu unserem absoluten Lieblingsort geworden und die Unterwasserwelt begeisterte uns mit jedem Tauchgang mehr und mehr. Da verwundert es kaum, dass unsere meisten Reisen Tauchreisen sind. Von Tagestrips bis hin zu Liverboard-Touren haben wir alles probiert. Dabei haben wir die unterschiedlichsten Erfahrungen mit den diversen Touranbietern gemacht. Einige legten den Fokus auf Spaß, andere waren besonders auf die Sicherheit der Tauchenden konzentriert und wieder andere wollten einfach nur in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Touristen „zufrieden“ stellen. Selbstverständlich legen wir großen Wert auf Sicherheit und auch gegen Spaß beim Tauchen ist nichts einzuwenden. Doch bei den meisten Touren kam ein Aspekt häufig zu kurz: Meeresschutz!
Wir sahen zerstörte Riffe, Korallen umwickelt mit Fischernetzen, Haie deren Flossen von Booten zerschnitten waren und Touristen, die Meerestiere bedrängen oder sogar voller Begeisterung anfassen. Auf den Touren wurde all dies nur selten thematisiert. Herumschwimmendes Plastik wurde allzu oft ignoriert, anstatt es einzusammeln. Und kaum an Anbieter sprach darüber, dass auch Tourismus für die Tauchplätze schädlich sein kann, wenn es unbedacht durchgeführt wird. In besonders schlimmen Fällen mussten wir sogar beobachten, dass Tauchguides selbst die Meerestiere absichtlich aufscheuchten oder bedrängten.
Natürlich gab es auch sehr gute Guides und die meisten haben nur gute Absichten. Allerdings wuchs in uns durch diese Erfahrungen mehr und mehr das Bedürfnis, unsere Tauchtrips anders zu gestalten und so hielten wir nach Alternativen zu den herkömmlichen/konventionellen Touranbietern Ausschau.
Als wir schließlich auf das Maldives Whale Shark Research Programme (MWSRP) stießen, wussten wir direkt, dass dies genau die Art von Reise war, nach der wir gesucht hatten.
Was genau ist das MWSRP?
Bei dem Forschungsprogramm geht es darum, Daten über Walhaie in der South Ari Marine Protected Area (kurz SAMPA) zu sammeln und wissenschaftlich aufzubereiten, indem zum Beispiel Studien über Langzeitbeobachtungen erstellt werden. SAMPA ist ein seit 2009 geschütztes Meeresgebiet entlang des South Ari Atolls in den Malediven. Das 42 km lange Gebiet reicht vom nord-westlichen Ende des Riffs vor der Insel Rangali bis zum nord-östlichen Ende der Insel Dhigurah. Es ist seit Jahren als Hotspot für Walhai-Sichtungen bekannt, da es eine Art zweiter Kindergarten bzw. Erholungsort für jugendliche Walhaie ist.
Aufgrund dessen hat MWSRP es sich zur Aufgabe gemacht, die in SAMPA vorkommenden Walhaie mittels Foto-ID zu identifizieren und zu katalogisieren sowie weitere relevante Daten und Umweltfaktoren bei Sichtungen der Tiere festzuhalten (dazu weiter unten mehr). Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ihrer Arbeit besteht darin, Naturschutzpolitik auf den Malediven zu stärken sowie die Beteiligung und Aufklärung der lokalen Bevölkerung und Industrie durch Bildung und Öffentlichkeitsarbeit.
Wie sahen die Tage als Volunteers aus?
Teil des Programms ist es, Volunteers die Möglichkeit zu geben, sie 10 Tage zu begleiten, bei ihrer Arbeit zu unterstützen und von ihnen zu lernen. Das klang für uns wie der Jackpot. Nicht nur haben wir die Chance die von uns besonders geliebte Megafauna zu sichten, sondern auch einen Beitrag zum Naturschutz und zur Wissenschaft zu leisten. Also bewarben wir uns für April 2024 und konnten unser Glück kaum fassen, als wir eine positive Rückmeldung bekamen. Noch nie war unsere Vorfreude vor einer Reise so groß wie vor dieser!
Der große Tag der Ankunft kam und alles begann damit, dass wir uns mit den anderen Freiwilligen am Flughafen treffen sollten. Dort wurden wir dann von Clara und Chloe, den beiden Leiterinnen der Tour, in Empfang genommen. Es ging direkt auf ein maledivisches Beiboot, ein sogenanntes Dhoni, mit dem wir zu unserem Hauptschiff fuhren und uns auf den Weg zum South Ari Atoll machten. Wenige Minuten nachdem wir ablegten, begrüßte das Meer uns mit einem großen Pod Spinner Delfine, die eine kleine Show für und ablegten. Die Fahrt dauerte ca. 6 Stunden. Da wir erst nach Einbruch der Dunkelheit ankamen, war die Überraschung über unser neues Zuhause für die kommenden Tage am nächsten Morgen umso größer: Wir ankerten direkt am Rand eines wunderschönen Riffs. Glasklares, türkisfarbenes Wasser umgab uns und abgesehen von wenigen sehr kleinen Inseln in der Ferne, war da nichts außer Wasser um uns herum. Und als wäre dieser Platz nicht bereits so schon perfekt, kamen jeden Morgen Riff Manta Rochen direkt zu unserem „Hausriff“ und ließen uns mit sich schwimmen, da sich große Mengen an Plankton um unser Boot herum sammelten.
Noch am ersten Abend bekamen wir ein Briefing über das Programm und wie die kommenden Tage ablaufen würden. Schnell war klar, dies war keine reine Spaßveranstaltung und die Tage würden anstrengend werden. Jeden Morgen um 7:30 Uhr gab es Frühstück und bereits um 8:30 Uhr begann unser Arbeitstag. Mit unserem Dhoni ging es raus zum SAMPA und dort fuhren wir für die nächsten 8-9 Stunden rauf und runter, auf der ständigen Suche nach Walhaien. Unsere Gruppe aus Freiwilligen bestand aus 12 Personen. Die Hälfte der Gruppe musste immer auf dem Dach des Dhonis nach den Tieren Ausschau halten, während die andere Hälfte sich in der Zeit von der unbarmherzigen Hitze der Sonne eine Etage tiefer erholen konnte. Zur Mittagszeit kühlten wir uns meist bei einer Schnorcheltour entlang des Riffs ab und aßen Lunch auf dem Dhoni.
Die ersten Tage blieb das Glück fern und abgesehen von anderen marinen Lebewesen wie Schildkröten oder Rochen, deren Koordinaten wir festhielten, gab es keine Walhaisichtungen. Darüber hinaus sammelten wir häufig Plastikmüll aus dem Meer, immer wenn wir Geisternetze oder größere Plastikteile sahen. Außerdem sahen wir immer und in großen Mengen Tourboote. Von Tauchschulen, über Schnorcheltrips bis hin zu großen Liverboards begegnete uns alles. Und auch hier erfassten wir wichtige Daten wie die Koordinaten, die Anzahl der Personen darauf, ob sie über das Riff rasten sowie die Betreiber. Denn die Anwesenheit von vielen Fahrzeugen auf dem Wasser, wie diese sich verhalten sowie die gleichzeitige Abwesenheit von Walhaien kann ebenso eine relevante Aussage für die Wissenschaft in dem Meeresschutzgebiet sein.
Unser erster Walhai – Unsere erste Identifikation
Erst am 4. Tag war das Glück mit uns. Wir sahen unseren ersten Walhai! Wir waren gerade in der Pause machenden Gruppe und ruhten uns aus, unsere Augen waren dabei zu zufallen, als wir plötzlich starkes eindringliches Fußstampfen von oben vernahmen. Dann die Rufe. Es wurde ein Walhai gesichtet. Und von einer Sekunde auf die andere kam Bewegung in uns. Rasch schlüpften wir in unsere Sachen und schnappten uns die Kameras. Im Wasser galt es dann kräftig mit den Flossen zu schlagen, um zu dem Tier zu gelangen. Und eins wurde uns in dem Moment sofort klar: Gegen diese großen Fische kommen selbst Weltklasse Schwimmer nicht an, wenn sie es darauf anlegen – und wir schon gar nicht. Aus diesem Grund war auch unsere Begegnung eher von kurzer Weile. Dies ist keine Seltenheit: Die meisten Begegnungen mit Walhaien dauern nur wenige Minuten, also war dies nicht ungewöhnlich.
Primäres Ziel bei einer Sichtung ist es, das Tier zu identifizieren. Dazu muss mindestens eine Seite, besser beide, des Hais fotografiert werden. Wichtig ist der Ausschnitt zwischen dem Ende der Seitenflosse und der letzten Kieme. Dieses Foto wird dann am Abend in eine Datenbank hochgeladen und die markantesten Punkte des Tiers in dem Ausschnitt werden manuell nachgezeichnet. Das Programm sucht dann in der Datenbank nach genau diesem Muster. Denn: Das gepunktete Muster von Walhaien ist immer einzigartig, ähnlich wie der Fingerabdruck von uns Menschen.
Ein Muster so einzigartig wie ein Fingerabdruck.
Unter besonders günstigen Gelegenheiten werden zusätzlich Aufnahmen von unten (zur Bestimmung des Geschlechts), von oben sowie von der zweiten Seite gemacht. An erster Stelle steht jedoch dabei das Tier. Sollte dieses demnach ablehnendes oder scheues Verhalten zeigen, wird von den zusätzlichen Fotos abgesehen. Insbesondere der Shot von oben darf nur dann gemacht werden, wenn der Walhai bereits wieder dabei ist abzutauchen.
Neben der Identifikation geht es bei dem Programm jedoch auch um weitere relevante Daten, die erfasst werden müssen. Das bedeutet, nachdem wir unsere Fotos gemacht haben und der Walhai davon geschwommen ist, müssen unmittelbar die Koordinaten der Sichtung, die Wassertemperatur, Windstärke und -Richtung, die Strömungsrichtung sowie die Sichtweite unter Wasser aufgenommen werden. Des Weiteren werden so viele Notizen wie möglich zum Verhalten des Tieres und den äußeren Umständen gemacht.
Beim Verhalten wird unterschieden zwischen unterschiedlichem Fressverhalten, entspannt schwimmend, neugierig, interaktiv, unnatürlichem bzw. ausweichendem Verhalten, schnell schwimmend und abrupte Drehungen, Schräglage sowie ein Rückzug der Augäpfel. Besonders die letzten vier Verhaltensweise sind eher negativ zu interpretieren und bedeuten, dass die Tiere sich unwohl oder bedrängt fühlen. Sie sind ein klares Anzeichen dafür, dass Menschen sich in diesen Situationen mehr zurückziehen sollten, um genügend Abstand einzuhalten und dem Tier dadurch wieder mehr Freiraum zu geben.
Wie hilft die Arbeit, um die Tiere zu schützen?
Sind zum Beispiel mehrere Touranbieter gleichzeitig vor Ort und alle ihre Gäste wollen die Chance, die großen Fische zu sehen, kann dies schnell dazu führen, dass die Gäste dem Tier viel zu nahekommen. Leider kommt es auch immer wieder vor, dass unaufgeklärte Menschen die Tiere sogar versuchen anzufassen. Dies setzt die Walhaie unter enormen Stress, da sie die Zeit an der Oberfläche dringend brauchen, um ihre Körpertemperatur wieder anzuheben. Wahlhaie können hunderte Meter tief tauchen und dort auch längere Zeit verweilen, sind aber darauf angewiesen, anschließend wieder in die Nähe der Oberfläche zurückzukehren. Denn Walhaie sind ektotherm, was bedeutet, dass ihre Körpertemperatur in etwa der Temperatur des sie umgebenden Wassers entspricht und sie diese nicht durch innere physiologische Prozesse selbst regulieren können. Diese Eigenschaft führt zu einem geringeren Energieverbrauch. Tauchen die Tiere also sehr tief, sinkt auch ihre Körpertemperatur. Um sich wieder aufzuwärmen, müssen sie anschließend nahe der wärmeren Oberfläche schwimmen, um ihr thermisches Optimum wieder zu erreichen. Werden sie dabei gestört und tauchen sie daraufhin zu früh wieder ab, wird dieser Prozess unterbrochen und führt bei den Tieren zu Stress.
Aus diesem Grund hat MWSRP einen Verhaltenskodex entwickelt, den sie allen Touranbietern in der SAMPA Region zur Verfügung stellen und den sie auch über Social Media verbreiten, um auch Anbieter und Touristen weltweit zu erreichen.
Laut des Verhaltenscodex sollte man:
- die Tiere (und generell alle Lebewesen im Meer) niemals anfassen
- stets mindestens 3 Meter Distanz zum Körper und 4 Meter zur Schwanzflosse halten
- nicht vor sie oder über ihnen schwimmen (über ihnen erst wenn die Tiere bereits von sich aus wieder abtauchen)
- keine Blitze beim Fotografieren der Tiere nutzen sowie laute Geräusche so gut es geht vermeiden
Weitere Informationen findet ihr auf der Seite von MWSRP über nachhaltigen Tourismus.
Der Verhaltenskodex beruht auf jahrelanger Erfahrung und Erhebung von wissenschaftlichen Daten und bietet die Möglichkeit, Tourismus zur Interaktion mit den Tieren zu ermöglichen, ohne sie dabei zu schädigen oder zu stören. Der Kodex lässt sich allerdings nur zuverlässig einhalten, wenn die Zahl der Personen im Wasser reduziert bzw. reguliert wird, die Touranbieter ihre Gäste zuvor aufklären und das Wohlbefinden der Tiere an erste Stelle setzen. Denn solange die Touranbieter unter dem Druck stehen, ihren Gästen unbedingt die Begegnung mit einem Walhai ermöglichen zu müssen und dabei meist möglichst viele Personen gleichzeitig mitnehmen, um die Einkünfte zu steigen, solange wird im Zweifelsfall der zahlende Kunde über das Wohl der Tiere gesetzt. Hier braucht es dringend regulatorische Maßnahmen durch die Politik.
Und auch dies bezüglich versucht MWSRP sich für Walhaie stark zu machen und mithilfe ihrer gewonnen Daten die maledivische Politik von der enormen Relevanz von Schutzmaßnahmen zu überzeugen. In den letzten Jahren werden kontinuierlich immer weniger Tiere gesichtet. Gleichzeitig gibt es einen stetig wachsenden Anstieg der Anzahl der Touranbieter, was den Druck erhöht den Kunden ein einzigartiges Erlebnis zu bieten und die einzelnen Tiere wiederum unter noch mehr Stress setzt. Doch nicht nur der Tourismus vieler Länder und damit die lokale Wirtschaft sind abhängig vom Erhalt der Walhaie. Auch das Ökosystem Meer braucht diese Tiere unbedingt.
Warum sind Walhaie wichtig für das Ökosystem?
- Wahlhaie sind Filtrierer, was bedeutet, dass sie ihre Nahrung aus dem Wasser herausfiltern, während sie mit geöffnetem Maul schwimmen. Dabei ernähren sie sich hauptsächlich von Plankton. Aus diesem Grund spielen sie eine entscheidende Rolle in der Erhaltung sowie Regulierung der Plankton-Population. Zusätzlich düngen sie Phytoplankton, indem sie Nährstoffe aus dem Tiefenwasser an die Oberfläche bringen, wo sie sie als Kot verteilen.
- Des Weiteren dienen sie als natürliche Kohlenstoffsenke. Aufgrund ihrer enormen Größe und der Ernährung von Plankton lagern Walhaie sehr viel Kohlenstoff in sich. Sterben die Tiere, nehmen sie den gebundenen Kohlenstoff mit in die Tiefsee, sodass dieser viele Jahre auf dem Meeresgrund verbleibt. Auf diese Weise spielen sie eine wichtige Rolle bei der Reduktion von Kohlenstoff und damit gegen den Klimawandel.
- Viele kleinere Fische nutzen Walhaie als eine Art „Transportmittel“, in dessen Nähe sie Schutz suchen.
- Außerdem gelten sie gleichzeitig als eine Indikator- sowie als Schirm-Art. Ersteres bedeutet, dass das Gebiet, in dem sie leben, insgesamt ein produktiver Lebensraum ist. Eine Schirm-Art sind sie deshalb, weil durch den Schutz des Meeresgebiets für den Walhai (der zugleich eine bei den Menschen sehr beliebte Haiart ist, da er mit seinem gepunkteten Muster als schön gilt und er keine Bedrohung für den Menschen darstellt, weshalb viele mit ihm schwimmen möchten) auch ein Schutz für andere kleinere, aber wichtige Arten erreicht wird, die in diesem Lebensraum leben.
Auch wenn bereits einige wichtige Daten und Fakten zu Walhaien gewonnen werden konnten, bei denen Forschungsprojekte wie das MWSRP eine tragende Rolle spielen, so gibt es noch immer große Wissenslücken über den mit bis zu 18-20 Metern größten Fisch der Welt. Nach aktuellem Wissensstand kann ein Walhai bis zu 120 Jahre als werden, weshalb davon ausgegangenen wird, dass er erst mit ca. 25 Jahren geschlechtsreif ist, wobei dieser Fakt nur eine Schätzung ist. Und abgesehen davon, dass die Haie ovovivipar sind (die Jungen schlüpfen aus Eiern noch im Körper des Weibchens), sind der genaue Ort, das Verhalten und die Häufigkeit ihrer Reproduktion bis heute ein Rätsel. Dies sind jedoch entscheidende Fakten, um den Schutz der Walhaie zu gewährleisten. Denn nur wenn die Brutplätze unter Schutz stehen, kann auch der weitere Bestand der Walhaie gesichert werden.
Welchen Bedrohungen ist der Walhai ausgesetzt?
Laut der Roten Liste gefährdeter Arten von der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) gilt der Walhai bereits seit 2016 weltweit als gefährdet. Es wurde ein Gesamtrückgang um 63 % im Indopazifik (hierzu zählen auch die Malediven) in den letzten 75 Jahren verzeichnet. Diese Zahlen sind erschreckend und machen umso deutlicher sichtbar, dass Walhaie unseren Schutz dringend brauchen und wie bedeutend Programme wie das MWSRP sind.
Was bedroht die Bestände so sehr? Der bei weitem größte Feind der Walhaie ist der Mensch. So werden in einigen Ländern die Tiere noch immer direkt gefischt. Noch viel häufiger enden sie mittlerweile jedoch als Beifang in den Fischernetzen.
Eine weitere Bedrohung stellt die Verstrickung in Plastik oder Angelseile dar, die die Tiere massiv verletzen oder sogar strangulieren. Ebenso kleine Plastikteile, sogenanntes Mikroplastik, stellen eine Gefahr dar, auch wenn hier die Forschung noch ganz am Anfang steht. Und der zuvor bereits erwähnte Umgang mit den Tieren in der Tourismusbranche spielt eine ebenso Rolle bei der Thematik. Nicht nur das Bedrängen der Tiere ist hierbei ein Problem. Auch die Boote, die zu schnell über die Gebiete rasen und dabei die Rückenflossen der Tiere zerstören, führen zu schwerwiegenden Verletzungen. Harmlos wirkend doch bedenklich ist auch das Anfüttern der Tiere sowie das Anlocken mittels Licht, da dies ihren Biorhythmus stört, zu erhöhtem Stress führt und damit auch ihr Immunsystem beeinflusst.
Was nehmen wir aus der Erfahrung mit?
Wir haben in den 10 Tagen nicht nur unheimlich viel gelernt und konnten selbst dabei helfen, Daten zu sammeln, sondern haben auch direkt erlebt, welche Auswirkungen falsches oder richtiges Verhalten auf die Tiere haben kann. So hatten wir das unfassbare Glück, einen Walhai als einziges Boot weit und breit zu entdecken. Also sind wir so leise wie es nur irgendwie ging ins Wasser geglitten und haben uns behutsam dem Tier genähert. Alle in unserer Gruppe hielten genügend Abstand; niemand schwamm unmittelbar vor das Tier und dafür wurden wir belohnt: Ganze 40 Minuten lang ließ der Walhai uns neben sich gewähren. Unser Fotografenherz schlug unbeschreiblich hoch, als wir dadurch wunderschöne Aufnahmen von ihm machen konnten. Gleichzeitig saugten wir den Moment komplett in uns auf und beobachteten in aller Ruhe und Demut das Verhalten des Tieres.
Genau so sollten Begegnungen mit Meerestieren immer ablaufen! Doch das ist nur möglich, wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen und durch Menschen, wie das Team von MWSRP, das jeden Tag aufs Neue dafür kämpft, diese sanften Riesen zu schützen.
Wir können alle unseren Beitrag auf verschiedene Art und Weise leisten. Es ist wichtig, dass wenn ihr den Wunsch habt mit Walhaien oder anderer Megafauna zu schwimmen und das gerne realisieren wollt, ihr im Vorfeld eine gute Recherche betreibt und die besten Anbieter raussucht. Hierbei sollte unter anderem darauf geachtet werden, dass die Crew tiefgreifendes Wissen besitzt, erfahrene Guides mit euch im Wasser sind und die Tiere respektiert werden. Gibt es einen Verhaltenskodex und wird dieser ausführlich erklärt und auch ernst genommen und eingehalten? Wie groß sind die Gruppen von Leuten und wie viele Leute sind gleichzeitig im Wasser mit den Tieren? Werden Fakten zum Verhalten über die Tiere geteilt? Wie geht der Anbieter mit der Plastikthematik um? Werden lauter kleine Plastikflaschen verteilt, oder wird darauf hingewiesen, dass die Gäste nachfüllbare Flaschen mitbringen sollen? Lest Rezensionen und habt keine Angst davor auf den Veranstalter zuzugehen und Fragen über den Ablauf und die Rahmenbedingungen zu stellen.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch weitere Dinge, die wir alle in unserem Alltag umsetzen können, um nachhaltig zu leben und die ozeanische Megafauna zu schützen. Weitere Informationen dazu findet ihr auf unserer Seite „Was du tun kannst“.
Wie wir Walhai Forschung auf den Malediven unterstützt haben
Wie kamen wir dazu?
Seitdem wir das erste Mal Tauchen waren, ist das Meer für uns zu unserem absoluten Lieblingsort geworden und die Unterwasserwelt begeisterte uns mit jedem Tauchgang mehr und mehr. Da verwundert es kaum, dass unsere meisten Reisen Tauchreisen sind. Von Tagestrips bis hin zu Liverboard-Touren haben wir alles probiert. Dabei haben wir die unterschiedlichsten Erfahrungen mit den diversen Touranbietern gemacht. Einige legten den Fokus auf Spaß, andere waren besonders auf die Sicherheit der Tauchenden konzentriert und wieder andere wollten einfach nur in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Touristen „zufrieden“ stellen. Selbstverständlich legen wir großen Wert auf Sicherheit und auch gegen Spaß beim Tauchen ist nichts einzuwenden. Doch bei den meisten Touren kam ein Aspekt häufig zu kurz: Meeresschutz!
Wir sahen zerstörte Riffe, Korallen umwickelt mit Fischernetzen, Haie deren Flossen von Booten zerschnitten waren und Touristen, die Meerestiere bedrängen oder sogar voller Begeisterung anfassen. Auf den Touren wurde all dies nur selten thematisiert. Herumschwimmendes Plastik wurde allzu oft ignoriert, anstatt es einzusammeln. Und kaum an Anbieter sprach darüber, dass auch Tourismus für die Tauchplätze schädlich sein kann, wenn es unbedacht durchgeführt wird. In besonders schlimmen Fällen mussten wir sogar beobachten, dass Tauchguides selbst die Meerestiere absichtlich aufscheuchten oder bedrängten.
Natürlich gab es auch sehr gute Guides und die meisten haben nur gute Absichten. Allerdings wuchs in uns durch diese Erfahrungen mehr und mehr das Bedürfnis, unsere Tauchtrips anders zu gestalten und so hielten wir nach Alternativen zu den herkömmlichen/konventionellen Touranbietern Ausschau.
Als wir schließlich auf das Maldives Whale Shark Research Programme (MWSRP) stießen, wussten wir direkt, dass dies genau die Art von Reise war, nach der wir gesucht hatten.
Was genau ist das MWSRP?
Bei dem Forschungsprogramm geht es darum, Daten über Walhaie in der South Ari Marine Protected Area (kurz SAMPA) zu sammeln und wissenschaftlich aufzubereiten, indem zum Beispiel Studien über Langzeitbeobachtungen erstellt werden. SAMPA ist ein seit 2009 geschütztes Meeresgebiet entlang des South Ari Atolls in den Malediven. Das 42 km lange Gebiet reicht vom nord-westlichen Ende des Riffs vor der Insel Rangali bis zum nord-östlichen Ende der Insel Dhigurah. Es ist seit Jahren als Hotspot für Walhai-Sichtungen bekannt, da es eine Art zweiter Kindergarten bzw. Erholungsort für jugendliche Walhaie ist.
Aufgrund dessen hat MWSRP es sich zur Aufgabe gemacht, die in SAMPA vorkommenden Walhaie mittels Foto-ID zu identifizieren und zu katalogisieren sowie weitere relevante Daten und Umweltfaktoren bei Sichtungen der Tiere festzuhalten (dazu weiter unten mehr). Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ihrer Arbeit besteht darin, Naturschutzpolitik auf den Malediven zu stärken sowie die Beteiligung und Aufklärung der lokalen Bevölkerung und Industrie durch Bildung und Öffentlichkeitsarbeit.
Wie sahen die Tage als Volunteers aus?
Teil des Programms ist es, Volunteers die Möglichkeit zu geben, sie 10 Tage zu begleiten, bei ihrer Arbeit zu unterstützen und von ihnen zu lernen. Das klang für uns wie der Jackpot. Nicht nur haben wir die Chance die von uns besonders geliebte Megafauna zu sichten, sondern auch einen Beitrag zum Naturschutz und zur Wissenschaft zu leisten. Also bewarben wir uns für April 2024 und konnten unser Glück kaum fassen, als wir eine positive Rückmeldung bekamen. Noch nie war unsere Vorfreude vor einer Reise so groß wie vor dieser!
Der große Tag der Ankunft kam und alles begann damit, dass wir uns mit den anderen Freiwilligen am Flughafen treffen sollten. Dort wurden wir dann von Clara und Chloe, den beiden Leiterinnen der Tour, in Empfang genommen. Es ging direkt auf ein maledivisches Beiboot, ein sogenanntes Dhoni, mit dem wir zu unserem Hauptschiff fuhren und uns auf den Weg zum South Ari Atoll machten. Wenige Minuten nachdem wir ablegten, begrüßte das Meer uns mit einem großen Pod Spinner Delfine, die eine kleine Show für und ablegten. Dies Die Fahrt dauerte ca. 6 Stunden. Da wir erst nach Einbruch der Dunkelheit ankamen, war die Überraschung über unser neues Zuhause für die kommenden Tage am nächsten Morgen umso größer: Wir ankerten direkt am Rand des wunderschönsten Riffs, das wir bis dahin gesehen hatten. Glasklares, türkisfarbenes Wasser umgab uns und abgesehen von wenigen sehr kleinen Inseln in der Ferne, war da nichts außer Wasser um uns herum.
Noch am ersten Abend bekamen wir ein Briefing über das Programm und wie die kommenden Tage ablaufen würden. Schnell war klar, dies war keine reine Spaßveranstaltung und die Tage würden anstrengend werden. Jeden Morgen um 7:30 Uhr gab es Frühstück und bereits um 8:30 Uhr begann unser Arbeitstag. Mit unserem Dhoni ging es raus zum SAMPA und dort fuhren wir für die nächsten 8-9 Stunden rauf und runter, auf der ständigen Suche nach Walhaien. Unsere Gruppe aus Freiwilligen bestand aus 12 Personen. Die Hälfte der Gruppe musste immer auf dem Dach des Dhonis nach den Tieren Ausschau halten, während die andere Hälfte sich in der Zeit von der unbarmherzigen Hitze der Sonne eine Etage tiefer erholen konnte. Zur Mittagszeit kühlten wir uns meist bei einer Schnorcheltour entlang des Riffs ab und aßen Lunch auf dem Dhoni.
Die ersten Tage blieb das Glück fern und abgesehen von anderen marinen Lebewesen wie Schildkröten oder Rochen, deren Koordinaten wir festhielten, gab es keine Walhaisichtungen. Darüber hinaus sammelten wir häufig Plastikmüll aus dem Meer, immer wenn wir Geisternetze oder größere Plastikteile sahen. Außerdem sahen wir immer und in großen Mengen Tourboote. Von Tauchschulen, über Schnorcheltrips bis hin zu großen Liverboards begegnete uns alles. Und auch hier erfassten wir wichtige Daten wie die Koordinaten, die Anzahl der Personen darauf, ob sie über das Riff rasten sowie die Betreiber. Denn die Anwesenheit von vielen Fahrzeugen auf dem Wasser, wie diese sich verhalten sowie die gleichzeitige Abwesenheit von Walhaien kann ebenso eine relevante Aussage für die Wissenschaft in dem Meeresschutzgebiet sein.
Unser erster Walhai – Unsere erste Identifikation
Erst am 4. Tag war das Glück mit uns. Wir sahen unseren ersten Walhai! Wir waren gerade in der Pause machenden Gruppe und ruhten uns aus, unsere Augen waren dabei zu zufallen, als wir plötzlich starkes eindringliches Fußstampfen von oben vernahmen. Dann die Rufe. Es wurde ein Walhai gesichtet. Und von einer Sekunde auf die andere kam Bewegung in uns. Rasch schlüpften wir in unsere Sachen und schnappten uns die Kameras. Im Wasser galt es dann kräftig mit den Flossen zu schlagen, um zu dem Tier zu gelangen. Und eins wurde uns in dem Moment sofort klar: Gegen diese großen Fische kommen selbst Weltklasse Schwimmer nicht an, wenn sie es darauf anlegen – und wir schon gar nicht. Aus diesem Grund war auch unsere Begegnung eher von kurzer Weile. Dies ist keine Seltenheit: Die meisten Begegnungen mit Walhaien dauern nur wenige Minuten, also war dies nicht ungewöhnlich.
Primäres Ziel bei einer Sichtung ist es, das Tier zu identifizieren. Dazu muss mindestens eine Seite, besser beide, des Hais fotografiert werden. Wichtig ist der Ausschnitt zwischen dem Ende der Seitenflosse und der letzten Kieme. Dieses Foto wird dann am Abend in eine Datenbank hochgeladen und die markantesten Punkte des Tiers in dem Ausschnitt werden manuell nachgezeichnet. Das Programm sucht dann in der Datenbank nach genau diesem Muster. Denn: Das gepunktete Muster von Walhaien ist immer einzigartig, ähnlich wie der Fingerabdruck von uns Menschen.
Ein Muster so einzigartig wie ein Fingerabdruck.
Unter besonders günstigen Gelegenheiten werden zusätzlich Aufnahmen von unten (zur Bestimmung des Geschlechts), von oben sowie von der zweiten Seite gemacht. An erster Stelle steht jedoch dabei das Tier. Sollte dieses demnach ablehnendes oder scheues Verhalten zeigen, wird von den zusätzlichen Fotos abgesehen. Insbesondere der Shot von oben darf nur dann gemacht werden, wenn der Walhai bereits wieder dabei ist abzutauchen.
Neben der Identifikation geht es bei dem Programm jedoch auch um weitere relevante Daten, die erfasst werden müssen. Das bedeutet, nachdem wir unsere Fotos gemacht haben und der Walhai davon geschwommen ist, müssen unmittelbar die Koordinaten der Sichtung, die Wassertemperatur, Windstärke und -Richtung, die Strömungsrichtung sowie die Sichtweite unter Wasser aufgenommen werden. Des Weiteren werden so viele Notizen wie möglich zum Verhalten des Tieres und den äußeren Umständen gemacht.
Beim Verhalten wird unterschieden zwischen unterschiedlichem Fressverhalten, entspannt schwimmend, neugierig, interaktiv, unnatürlichem bzw. ausweichendem Verhalten, schnell schwimmend und abrupte Drehungen, Schräglage sowie ein Rückzug der Augäpfel. Besonders die letzten vier Verhaltensweise sind eher negativ zu interpretieren und bedeuten, dass die Tiere sich unwohl oder bedrängt fühlen. Sie sind ein klares Anzeichen dafür, dass Menschen sich in diesen Situationen mehr zurückziehen sollten, um genügend Abstand einzuhalten und dem Tier dadurch wieder mehr Freiraum zu geben.
Wie hilft die Arbeit, um die Tiere zu schützen?
Sind zum Beispiel mehrere Touranbieter gleichzeitig vor Ort und alle ihre Gäste wollen die Chance, die großen Fische zu sehen, kann dies schnell dazu führen, dass die Gäste dem Tier viel zu nahekommen. Leider kommt es auch immer wieder vor, dass unaufgeklärte Menschen die Tiere sogar versuchen anzufassen. Dies setzt die Walhaie unter enormen Stress, da sie die Zeit an der Oberfläche dringend brauchen, um ihre Körpertemperatur wieder anzuheben. Wahlhaie können hunderte Meter tief tauchen und dort auch längere Zeit verweilen, sind aber darauf angewiesen, anschließend wieder in die Nähe der Oberfläche zurückzukehren. Denn Walhaie sind ektotherm, was bedeutet, dass ihre Körpertemperatur in etwa der Temperatur des sie umgebenden Wassers entspricht und sie diese nicht durch innere physiologische Prozesse selbst regulieren können. Diese Eigenschaft führt zu einem geringeren Energieverbrauch. Tauchen die Tiere also sehr tief, sinkt auch ihre Körpertemperatur. Um sich wieder aufzuwärmen, müssen sie anschließend nahe der wärmeren Oberfläche schwimmen, um ihr thermisches Optimum wieder zu erreichen. Werden sie dabei gestört und tauchen sie daraufhin zu früh wieder ab, wird dieser Prozess unterbrochen und führt bei den Tieren zu Stress.
Aus diesem Grund hat MWSRP einen Verhaltenskodex entwickelt, den sie allen Touranbietern in der SAMPA Region zur Verfügung stellen und den sie auch über Social Media verbreiten, um auch Anbieter und Touristen weltweit zu erreichen.
Laut des Verhaltenscodex sollte man:
- die Tiere (und generell alle Lebewesen im Meer) niemals anfassen
- stets mindestens 3 Meter Distanz zum Körper und 4 Meter zur Schwanzflosse halten
- nicht vor sie oder über ihnen schwimmen (über ihnen erst wenn die Tiere bereits von sich aus wieder abtauchen)
- keine Blitze beim Fotografieren der Tiere nutzen sowie laute Geräusche so gut es geht vermeiden
Weitere Informationen findet ihr auf der Seite von MWSRP über nachhaltigen Tourismus.
Der Verhaltenskodex beruht auf jahrelanger Erfahrung und Erhebung von wissenschaftlichen Daten und bietet die Möglichkeit, Tourismus zur Interaktion mit den Tieren zu ermöglichen, ohne sie dabei zu schädigen oder zu stören. Der Kodex lässt sich allerdings nur zuverlässig einhalten, wenn die Zahl der Personen im Wasser reduziert bzw. reguliert wird, die Touranbieter ihre Gäste zuvor aufklären und das Wohlbefinden der Tiere an erste Stelle setzen. Denn solange die Touranbieter unter dem Druck stehen, ihren Gästen unbedingt die Begegnung mit einem Walhai ermöglichen zu müssen und dabei meist möglichst viele Personen gleichzeitig mitnehmen, um die Einkünfte zu steigen, solange wird im Zweifelsfall der zahlende Kunde über das Wohl der Tiere gesetzt. Hier braucht es dringend regulatorische Maßnahmen durch die Politik.
Und auch dies bezüglich versucht MWSRP sich für Walhaie stark zu machen und mithilfe ihrer gewonnen Daten die maledivische Politik von der enormen Relevanz von Schutzmaßnahmen zu überzeugen. In den letzten Jahren werden kontinuierlich immer weniger Tiere gesichtet. Gleichzeitig gibt es einen stetig wachsenden Anstieg der Anzahl der Touranbieter, was den Druck erhöht den Kunden ein einzigartiges Erlebnis zu bieten und die einzelnen Tiere wiederum unter noch mehr Stress setzt. Doch nicht nur der Tourismus vieler Länder und damit die lokale Wirtschaft sind abhängig vom Erhalt der Walhaie. Auch das Ökosystem Meer braucht diese Tiere unbedingt.
Warum brauchen sie Schutz?
- Wahlhaie sind Filtrierer, was bedeutet, dass sie ihre Nahrung aus dem Wasser herausfiltern, während sie mit geöffnetem Maul schwimmen. Dabei ernähren sie sich hauptsächlich von Plankton. Aus diesem Grund spielen sie eine entscheidende Rolle in der Erhaltung sowie Regulierung der Plankton-Population. Zusätzlich düngen sie Phytoplankton, indem sie Nährstoffe aus dem Tiefenwasser an die Oberfläche bringen, wo sie sie als Kot verteilen.
- Des Weiteren dienen sie als natürliche Kohlenstoffsenke. Aufgrund ihrer enormen Größe und der Ernährung von Plankton lagern Walhaie sehr viel Kohlenstoff in sich. Sterben die Tiere, nehmen sie den gebundenen Kohlenstoff mit in die Tiefsee, sodass dieser viele Jahre auf dem Meeresgrund verbleibt. Auf diese Weise spielen sie eine wichtige Rolle bei der Reduktion von Kohlenstoff und damit gegen den Klimawandel.
- Viele kleinere Fische nutzen Walhaie als eine Art „Transportmittel“, in dessen Nähe sie Schutz suchen.
- Außerdem gelten sie gleichzeitig als eine Indikator- sowie als Schirm-Art. Ersteres bedeutet, dass das Gebiet, in dem sie leben, insgesamt ein produktiver Lebensraum ist. Eine Schirm-Art sind sie deshalb, weil durch den Schutz des Meeresgebiets für den Walhai (der zugleich eine bei den Menschen sehr beliebte Haiart ist, da er mit seinem gepunkteten Muster als schön gilt und er keine Bedrohung für den Menschen darstellt, weshalb viele mit ihm schwimmen möchten) auch ein Schutz für andere kleinere, aber wichtige Arten erreicht wird, die in diesem Lebensraum leben.
Auch wenn bereits einige wichtige Daten und Fakten zu Walhaien gewonnen werden konnten, bei denen Forschungsprojekte wie das MWSRP eine tragende Rolle spielen, so gibt es noch immer große Wissenslücken über den mit bis zu 18-20 Metern größten Fisch der Welt. Nach aktuellem Wissensstand kann ein Walhai bis zu 120 Jahre als werden, weshalb davon ausgegangenen wird, dass er erst mit ca. 25 Jahren geschlechtsreif ist, wobei dieser Fakt nur eine Schätzung ist. Und abgesehen davon, dass die Haie ovovivipar sind (die Jungen schlüpfen aus Eiern noch im Körper des Weibchens), sind der genaue Ort, das Verhalten und die Häufigkeit ihrer Reproduktion bis heute ein Rätsel. Dies sind jedoch entscheidende Fakten, um den Schutz der Walhaie zu gewährleisten. Denn nur wenn die Brutplätze unter Schutz stehen, kann auch der weitere Bestand der Walhaie gesichert werden.
Welchen Bedrohungen ist der Walhai ausgesetzt?
Laut der Roten Liste gefährdeter Arten von der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) gilt der Walhai bereits seit 2016 weltweit als gefährdet. Es wurde ein Gesamtrückgang um 63 % im Indopazifik (hierzu zählen auch die Malediven) in den letzten 75 Jahren verzeichnet. Diese Zahlen sind erschreckend und machen umso deutlicher sichtbar, dass Walhaie unseren Schutz dringend brauchen und wie bedeutend Programme wie das MWSRP sind.
Was bedroht die Bestände so sehr? Der bei weitem größte Feind der Walhaie ist der Mensch. So werden in einigen Ländern die Tiere noch immer direkt gefischt. Noch viel häufiger enden sie mittlerweile jedoch als Beifang in den Fischernetzen.
Eine weitere Bedrohung stellt die Verstrickung in Plastik oder Angelseile dar, die die Tiere massiv verletzen oder sogar strangulieren. Ebenso kleine Plastikteile, sogenanntes Mikroplastik, stellen eine Gefahr dar, auch wenn hier die Forschung noch ganz am Anfang steht. Und der zuvor bereits erwähnte Umgang mit den Tieren in der Tourismusbranche spielt eine ebenso Rolle bei der Thematik. Nicht nur das Bedrängen der Tiere ist hierbei ein Problem. Auch die Boote, die zu schnell über die Gebiete rasen und dabei die Rückenflossen der Tiere zerstören, führen zu schwerwiegenden Verletzungen. Harmlos wirkend doch bedenklich ist auch das Anfüttern der Tiere sowie das Anlocken mittels Licht, da dies ihren Biorhythmus stört, zu erhöhtem Stress führt und damit auch ihr Immunsystem beeinflusst.
Was nehmen wir aus der Erfahrung mit?
Wir haben in den 10 Tagen nicht nur unheimlich viel gelernt und konnten selbst dabei helfen, Daten zu sammeln, sondern haben auch direkt erlebt, welche Auswirkungen falsches oder richtiges Verhalten auf die Tiere haben kann. So hatten wir das unfassbare Glück, einen Walhai als einziges Boot weit und breit zu entdecken. Also sind wir so leise wie es nur irgendwie ging ins Wasser geglitten und haben uns behutsam dem Tier genähert. Alle in unserer Gruppe hielten genügend Abstand; niemand schwamm unmittelbar vor das Tier und dafür wurden wir belohnt: Ganze 40 Minuten lang ließ der Walhai uns neben sich gewähren. Unser Fotografenherz schlug unbeschreiblich hoch, als wir dadurch wunderschöne Aufnahmen von ihm machen konnten. Gleichzeitig saugten wir den Moment komplett in uns auf und beobachteten in aller Ruhe und Demut das Verhalten des Tieres.
Genau so sollten Begegnungen mit Meerestieren immer ablaufen! Doch das ist nur möglich, wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen und durch Menschen, wie das Team von MWSRP, das jeden Tag aufs Neue dafür kämpft, diese sanften Riesen zu schützen.
Wir können alle unseren Beitrag auf verschiedene Art und Weise leisten. Es ist wichtig, dass wenn ihr den Wunsch habt mit Walhaien oder anderer Megafauna zu schwimmen und das gerne realisieren wollt, ihr im Vorfeld eine gute Recherche betreibt und die besten Anbieter raussucht. Hierbei sollte unter anderem darauf geachtet werden, dass die Crew tiefgreifendes Wissen besitzt, erfahrene Guides mit euch im Wasser sind und die Tiere respektiert werden. Gibt es einen Verhaltenskodex und wird dieser ausführlich erklärt und auch ernst genommen und eingehalten? Wie groß sind die Gruppen von Leuten und wie viele Leute sind gleichzeitig im Wasser mit den Tieren? Werden Fakten zum Verhalten über die Tiere geteilt? Wie geht der Anbieter mit der Plastikthematik um? Werden lauter kleine Plastikflaschen verteilt, oder wird darauf hingewiesen, dass die Gäste nachfüllbare Flaschen mitbringen sollen? Lest Rezensionen und habt keine Angst davor auf den Veranstalter zuzugehen und Fragen über den Ablauf und die Rahmenbedingungen zu stellen.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch weitere Dinge, die wir alle in unserem Alltag umsetzen können, um nachhaltig zu leben und die ozeanische Megafauna zu schützen. Weitere Informationen dazu findet ihr auf unserer Seite „Was du tun kannst“.